Bericht HZ vom 30.07.2018

Im Hermaringer Gesangverein musizieren auch die Kleinsten

Der Musikgarten des Gesangvereins bedeutet für die ganz Kleinen jede Menge Spaß. Leiterin Ulrike Sternbacher (mit Puppe) möchte spielerisch die Freude am Singen und an Musik fördern.

Hermaringens Gesangverein geht neue Wege und gewinnt nebenbei auch Mitglieder. Dennoch schrumpft die Zahl der Aktiven.

Nachwuchssorgen scheinen für den Gesangverein Hermaringen kein Thema zu sein. Zumindest könnte man diesen Eindruck bekommen, wenn man am Freitagvormittag im Probenraum in der alten Schule vorbeischaut. Fröhliches Kinderlachen ist da zu hören und voller Begeisterung schütteln die Kleinen rhythmisch mit Rasseln und Schellen oder lauschen gespannt, wenn Ulrike Sternbacher ein Lied anstimmt. Seit einem guten Jahr besteht der Musikgarten und ist voll ausgebucht. Zwei Gruppen mit jeweils neun Kleinkindern und ihre Mamas, Papas und auch eine Oma treffen sich regelmäßig zum Singen, Musizieren, Tanzen und mehr.

Kein Interesse an Gesangvereinen

Tolle Marketing-Idee um neue Mitglieder zu gewinnen, könnte man denken. Denn schließlich ist es kein Geheimnis, dass der Zulauf bei den Gesangvereinen landauf, landab zu wünschen übrig lässt. Gerade auf dem Dorf, wo es früher im wahrsten Sinne des Wortes zum guten Ton gehörte, Mitglied im Gesangverein zu sein, fehlt es heute oftmals am Interesse. Ulrike Sternbacher, die nicht nur den Musikgarten leitet, sondern auch stellvertretenden Vorsitzende des Vereins ist, kann das gut verstehen. Früher habe es einfach nicht so viele Freizeitangebote gegeben, das gemeinsame Singen, der Verein und gemeinsame Unternehmungen hätten einen viel höheren Stellenwert für die Menschen gehabt.

Mit 250 Mitgliedern steht der Verein gut da

Die junge Frau, die aus Hermaringen stammt, kannte das von klein auf aus der eigenen Familie. Schon Großvater Wirth war Mitglied im Gesangverein, später ihr Vater, der zeitweise ebenfalls das Amt des zweiten Vorsitzenden innehatte. Beim Gesangverein hat man aber wohl vieles richtig gemacht und frühzeitig die Weichen gestellt. Mit rund 250 Mitgliedern steht man in der kleinsten Gemeinde des Landkreises besser da als viele andere Gesangvereine im Eugen-Jaekle-Chorverbund.

Schon seit fünf Jahren leitet mit Dieter Thierer an der Spitze eine vergleichsweise junge Riege den Verein. Der Chor Voices and Fun mit Chorleiterin Sabine Seidl lockt seit vielen Jahren auch jüngere Sängerinnen und Sänger an, die Lust auf mehr als traditionelle Chorlieder haben.

Neue Mitglieder werden durch Aktionen gewonnen

Doch selbst da müsse man sich immer wieder was einfallen lassen, um neue Mitglieder zu gewinnen, weiß Sternbacher. Die letzte Aktion „Leih mir deine Stimme,“ bei der man einfach mal testweise zum Chormitglied werden konnte, bescherte eine Handvoll Interessentinnen, von denen immerhin drei geblieben sind. Längst kommen die Chormitglieder nicht mehr nur aus Hermaringen.

Problem gemischter Chor

Wesentlich schwerer tut man sich mit dem traditionellen gemischten Chor, den Jörg Lanzinger seit vielen Jahren leitet. 26 aktive Mitglieder gibt es noch, das Alter reicht auch über die 80 hinaus. Nachwuchs ist hier Fehlanzeige, neue Mitglieder kämen schon seit Jahren keine, berichtet Sternbacher. Also neue Mitgliederwerbung mit dem Musikgarten? Ulrike Sternbacher lacht. Nein, der Gedanke habe tatsächlich keine Rolle spielt – wenn es auch als Nebeneffekt natürlich schön wäre. Die musikbegeisterte junge Mutter hatte selbst mit ihrem Sohn an der musikalischen Frühförderung teilgenommen und fand es toll. Das wollte sie auch an andere weitergeben und eine Möglichkeit vor Ort schaffen.

Die Kleinen sollen einfach Freude an der Musik haben

 

Dafür machte sie die entsprechende Fortbildung und der Verein schaffte die nötige Ausstattung an. Die Kleinen, ab etwa einem Jahr, sollen einfach Freude an der Musik haben. Das Angebot reicht von Klassik bis hin zu traditionellen Kinderliedern oder auch mal ganz modernen Klängen. Mal lauschen die Mädchen und Buben fasziniert dem Fingerspiel, das Ulrike Sternbacher vormacht und dazu singt, mal toben sie übermütig zu Mamboklängen aus dem Rekorder über die weichen Turnmatten.

Ein Grundstein für die musikalische Erziehung

Auch die Mütter sind begeistert. Hier werde ein Grundstein für die musikalische Erziehung gelegt, findet Stefanie Rehm, die neben Sohn Josef auch schon Baby Elisabeth mit in den Musikgarten bringt. Auch Michaela Milojevic möchte ihre Kinder vielseitig fördern und findet den Musikgarten dafür ideal. Sowohl Sohn Matteo, als auch Krabbelkind Noah sind regelmäßig dabei. Sabine Stahl ist selbst Mitglied im Gesangverein und kommt mit Sohn Leo in den Musikgarten. Wie viel die Kleinen hier mitnehmen, zeige sich oft auch erst zu Hause, wenn plötzlich Melodien oder Spiele von ganz alleine wiederholt werden, erzählt sie.

Minis als Mitglieder

Die Minis aus dem Musikgarten sind bereits Mitglied im Gesangverein, denn auch das Angebot des Musikgartens wird durch die Vereinsbeiträge mitfinanziert. Auch wenn Ulrike Sternbacher nur eine kleine Entschädigung erhält – der Raum, die Instrumente, alles muss finanziert sein. Der Verein ist deshalb auf Einnahmen angewiesen, zum Beispiel durch Konzerte. Derzeit laufen die Proben für das große Konzert im September auf Hochtouren. Und natürlich hofft man auch immer darauf, dass sich doch vielleicht noch weitere begeisterte Sänger finden.

Quelle: Heidenheimer Zeitung vom 30.07.2018